«Die Rettung der Welt ist das beste Geschäftsmodell»

Wie nachhaltig ist ein Unternehmen? Oft wird diese Frage nur Grosskonzernen gestellt. Doch auch für KMU lohnt sich das Nachhaltigkeitsreporting. Einfacher denn je macht es die Ratingplattform «esg2go», einem Projekt des CCRS Center for Corporate Responsibility and Sustainability der Universität Zürich. Dass Nachhaltigkeit auch von Winterthurer KMU schon längst gelebt wird, beweist Christian Hunziker, Verwaltungsratspräsident der Winterthurer Hunziker Partner AG. Hunziker ist ein Pionier in Sachen Nachhaltigkeitsreporting – so verfasst sein Unternehmen schon seit Jahren einen Nachhaltigkeitsbericht. Unser Leiter Wirtschaft, Roger Graber, wollte von Christian Hunziker im Kurzinterview wissen, wieso jedes Unternehmen nicht nur ökonomische Ziele verfolgen sollte.

Herr Hunziker, darf ich Sie bitten, sich und Ihr Unternehmen kurz vorzustellen?
Ich bin Verwaltungsratspräsident der Hunziker Partner AG in Winterthur. Unser Claim lautet «Nachhaltig. Clever. Überzeugt». Er unterstützt uns dabei, unsere Produkte und Dienstleistungen für Heiz-, Kälte-, Luft-, Klima- Sanitär- und Regeltechnik in den Bereichen Engineering, Realisation und Service, kunden- und werteorientiert zu erbringen. Die Hunziker AG feiert dieses Jahr ihr neunzigjähriges Bestehen. Ausserdem wurden seit Beginn immer Lehrlinge im Unternehmen ausgebildet, aktuell bereiten sich 15 junge Menschen in sechs Berufen auf ihr Tätigkeitsfeld vor.

Warum ist Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema für Sie?
Auslöser für unsere Nachhaltigkeitsbestrebungen war ein Bild von einem japanischen Polizisten, welches ich vor etwa 40 Jahren gesehen hatte. Dieser regelte den Verkehr in Tokyo mit einer Gasmaske. Ich dachte mir damals, dass wir in unserem Unternehmen nicht die Symptome bekämpfen, sondern die Probleme angehen wollen. Daraus entwickelte sich die dann die Idee, unsere Unternehmung nachhaltig zu gestalten. Denn die strategische Umfeldanalyse legte ökologische Defizite offen. Indem wir diese angingen, stärkten wir massgeblich unser Geschäftsmodell und leisteten einen Beitrag zur ökosozialen Marktwirtschaft. Wir verfolgen das Drei-Säulen-Modell der nachhaltigen Entwicklung, das heisst wir verfolgen neben unseren ökonomischen auch ökologische und soziale Ziele. Unseren engagierten Beitrag zum Umweltschutz erfüllen wir, indem wir ökologisch verantwortbare Technologien, Materialien und Lieferanten wählen. Umweltbelastungen vermeiden wir wenn immer möglich oder vermindern sie wenigstens. Ich sage es jetzt mal provokativ: Die Rettung der Welt ist das beste Geschäftsmodell überhaupt.

Was würden Sie einem KMU empfehlen, das einen Nachhaltigkeitsbericht erstellen möchte?
Ich würde einfach mit Schreiben beginnen. So haben auch wir vor zwanzig Jahren begonnen. Wir haben uns unser Unternehmen angeschaut und festgehalten, wer wir waren und wohin wir wollten. Hier geht es also um die eigene Strategie. Nun versuchen wir herauszufinden, welche sozialen und ökologischen Effekte helfen können, die eigenen Ziele zu erreichen. Wir zeigen auch auf, was wir bisher erreicht haben. Probleme, die wir noch nicht angehen konnten, formulieren wir in Ziele um. All dies erläutern wir in einem ersten Bericht. Es ist simpel, mit dem Nachhaltigkeitsbericht verfolgen wir eigentlich einen Grundsatz der PR: Tu Gutes und sprich darüber. Im zweiten Bericht nehmen Stellung zu den im ersten Bericht formulierten Zielen. Nun legen wir dar, ob wie die Ziele erreichen konnten. Wiederum formulieren wir neue nachhaltige Ziele. Jeder folgende Bericht wird an Tiefe und Brillanz gewinnen und kommt dem Unternehmen in jeglicher Hinsicht zugute.

Interview: Roger D. Graber, Februar 2022