Smart Health aus Winterthur – Zu Besuch bei der heyPatient AG

Anfangs Februar besuchte House of Winterthur zusammen mit Stadtpräsident Michael Künzle die Firma heyPatient. Das Gründerpaar, Regula und Matthias Spühler, empfingen Roger Graber, Antonietta Lomoro und Michael Künzle herzlich in ihrem Büro in Seen. Das junge Tech-Unternehmen erleichtert Spitälern und demnächst auch Arztpraxen die Digitalisierung der patientengerichteten Prozesse. Damit können die Kosten im Gesundheitsbereich erheblich gesenkt werden.

«Alles begann mit einem Spitalaufenthalt unseres Jüngsten», erzählt Regula Spühler. «Schnell merkten wir, wie mühsam die Organisation rund um den Aufenthalt wegen fehlenden Daten, unzähligen Formularen und mangels schriftlichen Informationen war.» Aus diesem Erlebnis entwickelte sich bei Spühlers die Idee, eine App zu entwickeln, mit der alles Wichtige gleich zur Hand ist. 2019 wurde aus der Idee dann Realität – die Lösung entstand und das Unternehmen wurde gegründet. Seit Januar 2020 ist die heyPatient App kostenfrei in den Stores verfügbar.

Eine Milliarde Franken einsparen
Seither konnte das kleine Winterthurer Smart-Health-Start-up diverse Kliniken und Spitäler von seiner App überzeugen, so auch das Kantonsspital Baden. Nach einer Pilotphase auf der Geburtenstation wird die App nun im ganzen Spital und an weiteren Standorten eingeführt. Dabei wird nicht nur der Spitalaufenthalt für Patienten einfacher, das Spital selbst spart damit auch viel Zeit und Geld. Besonders eindrücklich werde dies, wenn man sich anschaut, wie viel weniger Terminvereinbarungen über die App kosten. «Es hat sich gezeigt, dass im Kantonsspital Baden die Kosten pro Einzeltermin von 35 auf fünf Franken gesenkt werden konnten, wenn die Termine über die App statt papierbasiert organisiert werden», sagt Matthias Spühler. Auf alle Spitäler der Schweiz gerechnet, könnte so nur schon bei der Terminvereinbarung eine Milliarde Schweizer Franken pro Jahr gespart werden.

Von links nach rechts: Regula und Matthias Spühler, Michael Künzle, Antonietta Lomoro, Roger Graber, Silvan Bergmann

Über die heyPatient-App erfährt man zum Beispiel auch von neuen Behandlungsmethoden, die einen betreffen.

Vielseitig und sicher
Die App kann aber noch viel mehr. Neben dem Dossier mit Dokumenten und Krankenkassenkarten, dem baldigen Zugriff zum elektronischen Patientendossier (EPD) und dem Termin-Abgleich in den mobilen Kalender gibt es auch die Möglichkeit, Neuigkeiten vom jeweiligen Gesundheitsdienstleistern zu erhalten. Zum Beispiel erfahren App-Nutzer so von neuen Behandlungsmethoden, die sie betreffen. Mit der Erweiterung «heyFamily» können zudem Krankenhaus- und Arztbesuche von Familienangehörigen organisiert werden. Das alles funktioniert in der App in 16 Sprachen. In Anbetracht solch vieler sensiblen Daten komme schnell die Frage der Datensicherheit auf, sagt Regula Spühler. «Die Identifikation der Nutzer stellen wir mit der Swiss-ID sicher, die Daten sind in der Schweiz gespeichert und die Übermittlung erfolgt verschlüsselt», sagt Spühler dazu.

Zufrieden mit Winterthur
Mit dem Standort Winterthur sind die gebürtigen Winterthurer Start-up-Gründer zufrieden. Besonders gefalle ihnen, wie die Stadt es geschafft hat, aus den leerstehenden Industriegebieten lebendige und kreative Quartiere zu entwickeln. Im Zeitalter des Homeoffice sei dies ein nicht unwesentlicher Standortvorteil, sagt Spühler. Auch in Sachen Start-up sei in den letzten Jahren so Einiges gegangen: «Wir denken hierbei an die Startup Night und den Digital Winterthur, wo wir selbst aktiv mitwirken.»

Text: Silvan Bergmann